Warum gibt es so viel Dummheit im Klimaschutz?
Ist Dummheit ein Geschäftsmodell geworden, und was hat das mit der Politik zu tun?
Klimaschutz ist eigentlich kein Hexenwerk. Die wissenschaftlichen Fakten sind klar, die Technologien vorhanden, und die Mehrheit der Menschen weiß, dass Nichtstun langfristig teurer wird als Handeln. Und doch: Überall stößt man auf absurden Aktionismus, Fehlentscheidungen, Symbolpolitik und manchmal pure Ignoranz. Warum also gibt es so viel Dummheit im Klimaschutz? Und wer profitiert davon?
1. Dummheit oder systemische Kurzsichtigkeit?
bevor man von „Dummheit“ spricht, lohnt ein Blick auf die Mechanismen, die sie begünstigen. In Politik und Wirtschaft geht es selten um Erkenntnis, sondern um „Anreize“.
Ein Bürgermeister, der heute in Solaranlagen investiert, erntet die Früchte vielleicht erst in 15 Jahren, aber er wird in vier Jahren wiedergewählt. Ein Konzern, der CO2-neutral werden will, muss kurzfristig Geld ausgeben, während Konkurrenten weiter billig produzieren.
Dummheit im Klimaschutz ist also oft keine Frage der Intelligenz, sondern eine Folge kurzsichtiger Strukturen.
Wer langfristig denkt, verliert kurzfristig Macht. Und genau das ist das Problem.
2. Symbolpolitik statt Systempolitik
Viele Klimaschutzmaßnahmen wirken, als seien sie in einem PR-Büro entstanden, nicht in einer Forschungsabteilung. Plastiktütenverbote, „grüne“ Flugmeilen, Elektro-SUVs mit 2,5 Tonnen Gewicht. Das alles erzeugt das gute Gefühl von Fortschritt, während sich an den eigentlichen Ursachen (Konsum, Verkehr, Energieabhängigkeit, Landwirtschaft) wenig ändert.
Man könnte sagen: Die Dummheit ist smart verpackt.
Je komplexer die Realität, desto stärker wird Politik zum Theater. Hauptsache, es „wirkt“ wie Klimaschutz.
Ein Beispiel: Städte, die Bäume pflanzen und gleichzeitig neue Autobahnen bauen. Oder Unternehmen, die CO2-Zertifikate kaufen, um weiter so zu wirtschaften wie bisher.
Das ist nicht nur inkonsequent, es ist geschäftsfördernde Dummheit.
3. Wenn Dummheit zum Geschäftsmodell wird
Tatsächlich lässt sich mit Klimadummheit Geld verdienen. Jeder politische Trend erzeugt Märkte und wo es Subventionen gibt, entstehen Geschäftsmodelle. Ob „grüne“ ETFs, CO2-Kompensationen, Pseudo-Ökoprodukte oder Beratungsfirmen, die Nachhaltigkeit in PowerPoint verkaufen: Der Markt für guten Willen boomt.
Das Problem: Viele dieser Angebote erzeugen „Scheinkomfort“, keine Lösungen.
Sie verwandeln Klimaschutz in Konsum, und Konsum ist das, was das Problem überhaupt erst geschaffen hat.
Wer also über Dummheit im Klimaschutz lacht, sollte sich fragen, wer daran verdient.
Denn Dummheit ist dort am profitabelsten, wo sie massentauglich und moralisch bequem ist.
4. Politik und die Ökonomie der Ahnungslosigkeit
Ich komme zur Politik. Dass Politiker:innen oft uninformiert oder widersprüchlich agieren, ist kein Zufall. Politische Kommunikation ist auf Zustimmung optimiert, nicht auf Wahrheit.
Ein einfaches Narrativ „Wir schaffen das mit Innovation!“ verkauft sich besser als ein ehrliches: „Wir müssen unser Verhalten grundlegend ändern.“
Zudem fehlt in vielen Parlamenten wissenschaftliche Kompetenz.
Nur wenige Entscheidungsträger:innen verstehen Energiebilanzen, Klimamodelle oder Wirtschaftsdynamiken. Wenn dann Lobbyisten mit glänzenden Konzepten kommen, entsteht der Eindruck von Fortschritt, während man in Wahrheit Rückschritte zementiert.
Das ist kein individuelles Versagen, sondern ein strukturelles.
Man könnte sagen: Dummheit in der Politik ist institutionell eingebaut. Eine Folge von Incentives, Medienlogik und Parteidisziplin.
Ich setze wenig Hoffnung in die Wirkung des SRU (Sachverständigenrat für Umweltfragen). Seit 1972 das Beratergremium der Bundesregierung. Schaue ich mir einen Vortag im Bundestag auf Video an, sehe ich höchstens 1/3 besetzte Plätze. Manchmal weniger. Und schließlich ist Ignoranz ein fester Bestandteil des politischen Alltags.
5. Medien, Meinung und die Lust am Einfachen
Klimaschutz ist komplex, aber Komplexität verkauft sich schlecht. Deshalb werden Debatten verkürzt: „Heizungshammer“, „Verbotswahn“, „Klimakleber“.
Was bleibt, ist ein emotionaler Schlagabtausch, der wenig mit der Realität zu tun hat, aber Aufmerksamkeit erzeugt.
Und Aufmerksamkeit ist die Währung unserer Zeit.
Je mehr Empörung, desto mehr Klicks, desto mehr Reichweite, desto mehr Geld.
In dieser Logik ist Dummheit kein Zufall, sondern Teil des Systems.
Sie polarisiert, vereinfacht, emotionalisiert und das ist gut fürs Geschäft.
Was tun gegen die Klimadummheit?
- Wissenschaft ernst nehmen: Entscheidungen müssen sich an Fakten orientieren, nicht an Umfragen.
- Bildung statt Meinung: Klimakompetenz sollte in Schulen, Verwaltungen und Medien selbstverständlich sein.
- Langfristige Anreize schaffen: Politische und wirtschaftliche Systeme müssen belohnen, wer vorausschauend handelt.
- Selbstkritisch bleiben: Auch gut gemeinter Aktivismus kann dumm sein, wenn er mehr Symbol als Wirkung ist.
Fazit: Eine klügere Welt ist möglich aber unbequem.
- Die eigentliche Tragik ist: Wir wissen genug, um es besser zu machen.
- Dummheit im Klimaschutz ist also kein Mangel an Wissen, sondern ein Mangel an Ehrlichkeit.
- Ehrlichkeit darüber, dass echter Wandel Verzicht, Strukturreformen und unbequeme Wahrheiten erfordert.
- Solange wir lieber an grünen Mythen festhalten, statt Ursachen zu verändern, bleibt die Dummheit im Klimaschutz ein Geschäftsmodell und die Politik ihr wichtigster Vertriebspartner.
Vielleicht ist der erste Schritt zu echtem Klimaschutz, die Dummheit nicht länger als Ausrede, sondern als Warnsignal zu begreifen.
Diese Dummheit ist keine Naturgewalt, sie ist eine Entscheidung.
- Warum Kirchen und Gewerkschaften beim Klimaschutz versagen - 21. Oktober 2025
- Warum gibt es so viel Dummheit im Klimaschutz? - 19. Oktober 2025
- Wenn Jung und Alt gemeinsam Zukunft gestalten - 18. Oktober 2025